Die Akute Myeloische Leukämie (AML) ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems. Pro Jahr erkranken etwa 2,3 von 100 000 Menschen an AML, wobei die Erkrankungshäufigkeit mit dem Alter ansteigt. Die AML macht etwa 80% aller akuten Leukämien im Erwachsenen- und 20% aller Leukämien im Kindesalter aus. Auf dem Gebiet der AML wurde in den vergangenen Jahrzehnten intensive Forschungsarbeit geleistet und die Zahl der Heilungen hat infolgedessen deutlich zugenommen. Die Diagnose einer AML sollte daher nicht zur Hoffnungslosigkeit führen. Eine früher unheilbare Erkrankung ist heilbar geworden! Alle Kräfte sollten daher dem Ziel dienen, gemeinsam mit Ärzten, Pflegekräften, Angehörigen und Freunden die langwierige und auch belastende Therapie durchzustehen und eine Heilung zu erreichen. Aber auch wenn eine Heilung nicht gelingt, so gibt die Therapie die Chance, wertvolle Lebenszeit zu gewinnen. Der Patient steht im Mittelpunkt der Anstrengungen und es ist wichtig, dass er über die Erkrankung und ihre Behandlung informiert ist, um aktiv mitarbeiten zu können. Diesem Ziel dient diese Information.

1. Was ist AML?
AML steht für Akute Myeloische Leukämie. Sie ist eine bösartige Erkrankung (Blutkrebs). Leukämie bedeutet "weißes Blut" und geht mit einer Überproduktion von unreifen weißen Blutzellen (Blutkörperchen) im Knochenmark einher. Normalerweise sind Enstehung und Ausreifung der weißen Blutzellen streng reguliert. Bei der AML ist dieser Prozess außer Kontrolle geraten. Die Blutzellen vermehren sich übermäßig, reifen aber gleichzeitig nicht mehr zu funktionstüchtigen Zellen heran.


2. Von welchen Zellen geht die AML aus ?
Weiße Blutzellen oder Leukozyten sind Abwehrzellen und gehören zum Immunsystem des Menschen. Außer im Blut findet man Leukozyten deshalb auch in allen Geweben und v.a. in den Schleimhäuten von Mund und Magen-Darm-Trakt. Sie schützen den Körper vor Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen und sorgen im Fall einer Infektion für die Zerstörung der Krankheitserreger. Blutzellen werden im Knochenmark gebildet, das als schwammartiges Gebilde die großen Knochen des Körpers ausfüllt. Alle Blutzellen stammen von einer kleinen Anzahl unreifer Mutterzellen (Stammzellen) ab. Unter fortwährender Teilung und Ausreifung (Differenzierung) enstehen aus den Stammzellen Leukozyten, rote Blutkörperchen und Blutplättchen. Dabei unterscheidet man die myeloische Reihe, die als voll funktionstüchtige Zellen aus dem Knochenmark ins Blut übertreten. Zur myeloischen Reihe rechnet man einen Teil der Leukozyten (Granulozyten, Monozyten), rote Blutkörperchen und Blutplättchen. Leukozyten der lymphatischen Reihe, die das immunologische Gedächtnis des Menschen darstellen, müssen nach Verlassen des Knochenmarks noch andere lymphatische Organe wie Lymphknoten und Milz durchlaufen, bevor ihre Ausreifung abgeschlossen ist. Die Akute Myeloische Leukämie geht immer aus einer unreifen Zelle der myeloischen Reihe hervor.


3. Was sind die Ursachen der AML und welche Personen erkranken?
Ursache der AML ist die die bösartige Veränderung einer unreifen myeloischen Zelle. Durch Veränderungen des Erbmaterials (Gene) beginnt die Zelle sich unkontrolliert zu teilen und zu vermehren. Außerdem wird ihre Ausreifung zum funktionstüchtigen Leukozyten unterbrochen (Differenzierungsblock). Eine Anhäufung der bösartigen, unreifen Zellen (Leukämiezellen oder Blasten) im Knochenmark führt

1. zur Verdrängung der normalen Blutbildung und
2. zur Ausschwemmung der Leukämiezellen ins Blut.

Leukämiezellen finden sich somit vor allem im Knochenmark und im Blut, können aber auch andere Organe befallen. Die zugrundeliegende Genveränderung ist nicht erblich, sondern tritt im Laufe des Lebens auf. Unklar ist, wie es dazu kommt und warum der Körper die bösartige Zelle nicht erkennt und beseitigt. In sehr seltenen Fällen entsteht eine AML nach Kontakt mit chemischen Substanzen wie Benzolen, Pestiziden und industriellen Lösungsmitteln. Hohe Dosen Radioaktivität und einige Medikamente, die zur Behandlung von Krebs eingesetzt werden, können in seltenen Fällen ein Leukämie auslösen - auch Jahre, nachdem Patienten ihnen ausgesetzt waren. Patienten mit verschiedenen Blutkrankheiten (z.B. myelodysplastisches Syndrom, myeloproliferative Erkrankungen) oder genetischen Erkrankungen (Down Syndrom) haben ein erhöhtes Risiko an AML zu erkranken. Die AML ist - ebenso wie andere Krebsformen - nicht ansteckend und kann nicht auf andere Menschen übertragen werden. Die AML kann alle Altersgruppen betreffen. Bei Erwachsenen tritt sie im Mittel im Alter von 62 - 64 Jahren auf, wobei Männer etwas häufiger erkranken als Frauen.

4. Welche Symptome treten bei AML auf und wie entstehen sie ?
Die wichtigsten Symptome der AML sind:
Allgemeine Symptome Häufige Blutbefunde Häufige Organbefunde
Allgemeine Schwäche und Unwohlsein Blutarmut (Anämie) Haut- und Schleimhautblutungen
"Leistungsknick" Verminderung der Thrombozyten (Thrombopenie) Zahnfleischwucherung
Erhöhte Infektanfälligkeit Vermehrung der Leukozyten (Leukozytose) Hauttumoren (Chlorome)
Gelenk- und Knochenschmerzen Verminderung der Leukozyten (Leukopenie)
Blutungsneigung

Die Symptome der AML entstehen zum einen durch die Verdrängung der normalen Blutbildung im Knochenmark und dem daraus resultierenden Mangel an gesunden, funktionsfähigen Blutzellen, also Leukozyten, roten Blutkörperchen und Blutplättchen.
Zum anderen verursacht die unkontrollierte Vermehrung und Ausschwemmung der Leukämiezellen ins Blut durch Verstopfung kleiner Blutgefäße und Störung der Blutgerinnung Probleme.

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten):
Die wichtigste Aufgabe der Erythrozyten ist es, alle Zellen des Körpers mit Sauerstoff zu versorgen. Ein Erythrozytenmangel füht zu

* Blässe
* Müdigkeit,
* Abgeschlagenheit, verminderte Leistungsfähigkeit
* Kurzatmigkeit

Der wichtigste Messwert für die roten Blutkörperchen ist der Hämoglobinwert im Blut. Bei erniedrigtem Hämoglobinwert spricht man von einer Anämie.

Blutplättchen (Thrombozyten):
Thrombozyten sind für die Blutgerinnung und damit auch für die Stillung von Blutungen verantwortlich. Bei kann es zu Thrombozytenmangel zu Blutungen und verzögerter Blutstillung nach Verletzungen kommen. Als typische Zeichen eines Thrombozytenmangels findet man z.B.

* Kleine punktförmige Hautblutungen, blaue Flecken
* Nasenbluten
* Verlängerte Blutungen z.B. nach Zahnarztbesuch, nach Verletzungen
* Verlängerte Regelblutungen bei Frauen

Die Thrombozytenzahl wird bei der Bestimmung des Blutbildes gemessen. Bei einem Mangel an Thrombozyten spricht man von einer Thrombopenie.

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
Die weißen Blutkörperchen erkennen Infektionserregern wie Bakterien und Viren und wehren sie ab. Bei einem Mangel an weißen Blutkörperchen treten gehäuft Infektionen auf und der Körper ist durch Erreger, z.B. Pilze, gefährdet, die bei Gesunden keine Erkrankung auslösen würden. Die Gesamtzahl der Leukozyten wird im Blutbild gemessen. Leukozyten sind keine einheitliche Zellpopulation, sondern unterscheiden sich in Aussehen, Bildungsort und Funktion. Nur durch ihr Zusammenwirken ist eine optimale Infektionsabwehr gewährleistet. Um die einzelnen Leukozytenformen zu bestimmen, muss ein sog. Differentialblutbild angefertigt werden. Bei einem Leukozytenmangel spricht man von einer Leukopenie, bei einer -vermehrung von Leukozytose.

Granulozyten
Granulozyten werden für die unspezifische Abwehr von Infektionserregern wie Bakterien und Pilzen benötigt. Am Infektionsort stehen sie rasch und in großer Anzahl zur Verfügung und wehren in einer ersten "Angriffswelle" eindringende Erreger ab.

Lymphozyten
Lymphozyten sind für eine funktionierende Infektionsabwehr erforderlich, da sie Antikörper produzieren und z.T. selbst Infektionserreger und veränderte körpereigene Zellen zerstören können. Sie steuern die Granulozyten und sorgen dafür, daß der Körper sich an Infektionserreger, mit denen er bereits hatte, "erinnert". Innerhalb der Lymphozyten unterscheidet man die T- Zellen, B-Zellen und die natürlichen Killerzellen.

Monozyten
Monozyten sind Blutzellen, die in die Gewebe wandern und dort als Makrophagen (sog. Freßzellen) Infektionserreger, abgestorbene Zellen, Fremdkörper u.a. aufnehmen und beseitigen. Die Monozyten werden im Knochenmark gebildet.

Im Vordergrund des klinischen Erscheinungsbildes der AML stehen die Hauteinblutungen sowie Nasen- und Zahnfleischbluten als Zeichen der schlechten Blutgerinnung. Schwäche, Müdigkeit und Atemnot sind Ausdruck der - häufig stark ausgeprägten - Blutarmut. Die Symptome entwickeln sich meist innerhalb weniger Wochen und führen unbehandelt in kurzer Zeit zum Tode. Deshalb muss schnellstmöglich mit einer Therapie begonnen werden.
Viele dieser Symptome treten auch im Rahmen anderer Erkrankungen auf und haben in den meisten Fällen nichts mit einer Leukämie zu tun.
Manche Patienten haben kaum Symptome und die Leukämie wird zufällig während einer routinemäßigen Blutuntersuchung entdeckt.
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5. Wie wird die Diagnose einer AML gestellt ?
Die AML beginnt meist relativ plötzlich (akut) und nimmt einen raschen Verlauf. Dennoch verzögert sich die Diagnose häufig, da die Erkrankung selten ist und die gleichen Symptome auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen auftreten können.
Wenn der Hausarzt oder Internist aufgrund der Krankheitsgeschichte und der körperlichen Untersuchungen Hinweise auf eine akute Leukämie findet, wird er zunächst das Blut untersuchen. Bestätigt sich dabei der Verdacht (z.B. bei Vorhandensein unreifer Zellen, Blutarmut, Thrombozytenmangel oder Vermehrung / Verminderung der Leukozyten), wird er den Patienten in ein spezialisiertes Krankenhaus überweisen. Dort wird ein Facharzt für Blut- und Krebserkrankungen (Hämatologe/Onkologe) eine Knochenmarkentnahme anordnen, um Leukämiezellen für weitere Analysen gewinnen. Die Knochenmarkentnahme erfolgt unter örtlicher Betäubung aus dem Beckenknochen oder dem Brustbein. Der Patient spürt dabei in der Regel ein Druckgefühl an der Einstichstelle und einen kurzen ziehenden Schmerz, wenn das Knochenmark mit einer Spritze aus dem Knochen gesaugt wird. Die Untersuchung kann ambulant durchgeführt werden, dauert meist nicht länger als 15 Minuten und ist für die weitere Therapieplanung zwingend notwendig.
Finden sich Leukämiezellen, so beurteilt man sie anhand ihrer äußerlichen, genetischen und immunologischen Merkmale. Aus den Ergebnissen läßt die Form der Leukämie und eine spezifische Therapie ableiten.

Morphologie und Zytochemie
Für diese Untersuchung wird Knochenmarks auf einem Objektträger ausgestrichen und mit Spezialfarbstoffen gefärbt. Dieser Ausstrich wird unter dem Mikroskop untersucht. Die Zellen werden im Hinblick auf ihr Aussehen und ihre Anzahl beurteilt. Dabei kann die Diagnose einer Leukämie bestätigt werden und es kann festgestellt werden, ob eine myeloische oder eine lymphatische Leukämie vorliegt.

Immunphänotypisierung
Bei der Immunphänotypisierung werden Merkmale auf der Oberfläche der Leukämiezellen bestimmt. Dadurch können die Zellen nach Zellreihe und Reifungsstadium unterteilt werden.

Zytogenetik und Molekulargenetik
Die Leukämiezellen weisen häufig Veränderungen des Erbmaterials auf, die mit Hilfe der Zytogenetik und der Molekulargenetik untersucht werden. Bei der Zytogenetik werden Veränderungen der Chromosomen mikroskopisch untersucht. Am häufigsten ist ein Austausch von Material zwischen zwei Chromosomen. Dies wird als Translokation bezeichnet. In der Abkürzung werden die beiden Chromosomen angegeben zwischen denen Material ausgetauscht wurde z.B. t(8;21) als Austausch zwischen den Chromosomen 8 und 21.
Bei der Molekulargenetik wird gezielt nach mikroskopisch nicht erkennbaren Veränderungen der Gene (Erbmaterial) gesucht. Die Molekulargenetik bietet auch eine neue Möglichkeit, den Erkrankungsverlauf bei einzelnen Patienten zu verfolgen. Dazu muss man wissen, dass die Leukämiezellen bei jedem Patienten einzigartige Merkmale aufweisen. In vielen Fällen können einige wichtige Merkmale mit Hilfe der Molekulargenetik bestimmt werden. Damit wird es möglich, die Zahl der Leukämiezellen auch dann noch genau zu bestimmen, wenn sie nach Therapiebeginn nicht mehr mikroskopisch nachweisbar sind. Man bezeichnet das als minimale Resterkrankung. Durch die Messung der minimalen Resterkrankung kann festgestellt werden, ob die Leukämiezellen tatsächlich vollständig beseitigt wurden oder ob noch so viele Leukämiezellen vorhanden sind, dass eine weitere Intensivierung der Therapie notwendig ist.

6. Welche weiteren Untersuchungen sind erforderlich?
Wenn eine AML festgestellt wird, sind je nach Einzelfall noch andere Untersuchungen erforderlich z.B. Röntgen des Brustkorbs, Computertomographie, Ultraschall-Untersuchung des Herzens und anderer innerer Organe. In seltenen Fällen wird bei Vorliegen neurologischer Symptomen wie Muskellähmungen aus der Rückenmarkflüssigkeit eine Probe entnommen, um festzustellen, ob ein Leukämiebefall des Gehirns vorliegt.
Im weiteren Verlauf nach Therapiebeginn sind immer wieder Knochenmarkpunktionen und andere Kontrolluntersuchungen notwendig, um festzustellen, ob sich die Leukämie vollständig zurückgebildet hat.

7. Wie wird die AML eingeteilt und wie ist die Prognose ?
Die AML ist keine einheitliche Erkrankung. Eingeteilt wird sie anhand genetischer, immunologischer und auch äußerer Zellmerkmale.
Die FAB-Klassifikation (French-American-British, nach einer Gruppe Hämatologen, die diese Einteilung entwickelt haben), teilt die AML v.a. aufgrund äußerer, mikroskopisch sichtbarer Merkmale in acht Untergruppen ein (M0 - M7). Die Einteilung ist eine wichtige Hilfe bei der Auswahl der - für den jeweiligen Patienten - besten Medikamente.
Einige AML-Subtypen weisen spezielle Chromosomenveränderungen auf, die für das Therapieschema des einzelnen Patienten ausschlaggebend sind. In jeder Zelle des menschlichen Körpers befinden sich Chromosomen, die das Erbmaterial, die Gene, enthalten. Gene kontrollieren alle Funktion der Zelle. Bei der AML bestehen oft kleine Veränderungen in der Struktur der Chromosomen in der Zelle. Diese Veränderungen können durch aufwendige Untersuchungen (Zytogenetik) entdeckt werden.
FAB-Klassifikation AML-Subtyp
M0 AML ohne Ausreifung
M1 AML mit minimaler Ausreifung
M2 AML mit Ausreifung
M3 Akute Promyelozytenleukämie
M4 Akute myelomonozytäre Leukämie
M5a Akute Monoblastenleukämie ohne Ausreifung
M5b Akute Monoblastenleukämie mit Ausreifung
M6 Akute Erythroleukämie
M7 Akute Megakaryoblastenleukämie

Die Prognose der Erkrankung ist in erster Linie von den Chromosomenveränderungen der Leukämiezellen abhängig. Als weitere Prognosefaktoren gelten u.a.

* Ansprechen des Patienten auf die Therapie
* Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
* Lebensalter des Patienten
* allgemeiner Gesundheitszustand des Patienten

Der behandelnde Arzt wird das Ergebnis der Untersuchungen und die sich für den einzelnen Patienten daraus ergebende Prognose und Therapie ausführlich erläutern. Mit den neuen Behandlungsmethoden hat sich die Prognose insgesamt für Patienten unter 65 Jahren deutlich verbessert. Fast die Hälfte der Kinder und jungen Erwachsenen können heute eine langfristige Heilung erwarten. Für ältere Patienten über 65 ist die Prognose wesentlich ungünstiger als für junge Patienten. Gründe dafür sind

1. die größere Anzahl der Chromosomenveränderungen bei älteren Patienten und
2. begleitende Erkrankungen, die eine hochdosierte Therapie, wie sie bei jüngeren Menschen angewandt wird, nicht zulassen.

Sekundäre AML

Sekundäre AML bedeutet, dass die Erkrankung nicht primär (de novo) aufgetreten ist, sondern sich aus einem Myelodysplastischen Syndrom oder einer anderen, schon Monate bis Jahre bestehenden Knochenmarkserkrankung weiterentwickelt hat.
Auch AML-Erkrankungen, die nach Chemotherapie oder Bestrahlung entstehen, werden als sekundär bezeichnet.
Die sekundäre AML hat insgesamt eine schlechtere Prognose als die primäre AML.



8. Welche Erkrankungsphase liegt vor ?

Unbehandelte AML

Eine unbehandelte AML liegt vor, wenn die Diagnose erstmals gestellt und bisher außer der Symptombehandlung keine Therapie durchgeführt wurde.

AML in Remission

Remission bedeutet, dass eine Erstbehandlung erfolgreich durchgeführt wurde, im Knochenmark und Blut keine Leukämiezellen mehr nachweisbar sind. Es gibt keine Anzeichen oder Symptome einer Leukämie. Wird diese Remission zum ersten Mal erreicht, spricht man von Erstremission. Wird nach einem Rückfall erneut eine Remission erreicht, spricht man von einer Zweit- oder späteren Remission.

Rückfall

Bei einem Rückfall (Rezidiv) vermehren sich die Leukämiezellen erneut, nachdem zuvor eine Remission erreicht wurde.

Therapieversagen

Ein Therapieversagen (therapierefraktärer Verlauf) wird festgestellt, wenn nach einer Standardtherapie keine Remission erreicht wird.

Sekundäre AML

Eine sekundäre AML kann auftreten nach Chemo- oder Strahlentherapie anderer Krebserkrankungen (z.B. M. Hodgkin, Brustkrebs). Die Prognose einer sekundären AML ist schlechter als die einer primären Erkrankung.
Von sekundärer AML spricht man auch, wenn die Krankheit aus einer anderen Knochenmarkserkrankung hervorgeht. So entwickelt sich aus den meisten myelodysplastischen Syndromen innerhalb weniger Jahre eine AML.


9. Welche Behandlungsformen stehen bei AML zur Verfügung?
Unbehandelt verläuft die AML innerhalb kurzer Zeit tödlich. Wichtigster Bestandteil der Therapie bei AML ist die Chemotherapie. Dazu können je nach Prognosefaktoren und Therapieverlauf eine Knochenmarktransplantation mit oder ohne Strahlentherapie kommen. Alle Bestandteile der Therapie dienen dazu, die Leukämiezellen überall im Körper möglichst vollständig abzutöten, damit das Knochenmark wieder seine ursprüngliche Funktion - die Blutbildung - aufnehmen kann.

Chemotherapie

Unter Chemotherapie versteht man im Zusammenhang mit Leukämietherapie die Gabe von Medikamenten zur Abtötung der Leukämiezellen. Diese Medikamente werden auch Zytostatika genannt. Ein einziges Medikament reicht in der Regel nicht aus, um alle Leukämiezellen zu vernichten. Man kombiniert deshalb mehrere Medikamente, um ihre verschiedenartigen Angriffspunkte auf die Leukämiezellen auszunutzen. Sie werden als Infusion, Spritze oder in Form von Tabletten gegeben.

Strahlentherapie

Eine Strahlentherapie spielt bei der Behandlung der AML eine untergeordnete Rolle und findet nur als Ganzkörperbestrahlung vor einer Knochenmarktransplantation Anwendung.

Stammzelltransplantation

Eine weitere, sehr intensive Behandlungsmöglichkeit ist die Stammzelltransplantation. Stammzelltransplantationen werden nur in spezialisierten Kliniken mit besonderer Ausstattung durchgeführt. Ziel dieser Therapie ist es, das erkrankte Knochenmark durch gesundes zu ersetzen.
Stammzellen des Knochenmarks haben die Fähigkeit, in alle Zellen des Blutes auszureifen. Diese Eigenschaft macht man sich bei der Stammzelltransplantation zunutze. Voraussetzung ist, daß zunächst die Zahl der Leukämiezellen durch eine konventionelle Chemotherapie reduziert und eine Remission erreicht wird. Bei der AML wird eine Stammzelltransplantation nur dann durchgeführt, wenn aufgrund der Chromosomenveränderungen der Leukämiezellen und anderer Prognosefaktoren davon ausgegangen werden muss, daß ein hohes Risiko eines Rückfalls besteht oder wenn der Patient bereits einen Rückfall erlitten hat. Da es sich um eine belastende und risikoreiche Therapie handelt, kommt sie für Patienten mit schweren Begleiterkrankungen nicht in Frage. Die Stammzelltransplantation setzt sich aus zwei Phasen zusammen:

1. Konditionierung

Der Patient erhält zunächst eine sehr intensive Strahlen- und Chemotherapie, deren Ziel die Zerstörung aller im Körper vorhandenen Leukämiezellen ist. Dabei werden auch alle anderen Knochenmarkzellen und die Stammzellen des Patienten zerstört. Diese Prozedur bezeichnet man als Konditionierung.

2. Stammzelltransplantation

Um danach wieder eine normale Blutbildung zu ermöglichen, müssen Stammzellen zugeführt werden, die von einem geeigneten Spender (allogen) oder vom Patienten selbst (autolog) stammen können. Der Patient erhält die Stammzellen wie eine Bluttransfusion. Sie wandern aus dem Blutkreislauf in das Knochenmark und übernehmen nach einer gewissen Zeit, die sie für die Vermehrung und Reifung benötigen, die Blutbildung des Patienten.

Allogene Stammzelltransplantation

Einer geeigneten Person (Spender), deren Zellen die gleichen oder sehr ähnliche Oberflächenmerkmale wie die des Patienten aufweisen, werden Stammzellen entweder aus dem Knochenmark oder aus dem Blut entnommen:

* Bei der Knochenmarkentnahme wird der Spender eingehend untersucht. Dann wird unter Vollnarkose ca. ein Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen entnommen und dem Patienten übertragen. Das entnommene Knochenmark bildet sich beim Spender innerhalb von zwei Wochen wieder nach. Nach 2 - 3 Tagen im Krankenhaus kann der Spender nach Hause entlassen werden. Das Risiko für den Spender ist nicht größer als das Narkoserisiko selbst.
* Bei der Stammzellentnahme aus dem Blut wird dem Spender über mehrere Tage ein körpereigener hormonähnlicher Stoff (Wachstumsfaktor) gegeben. Dieses Medikament stimuliert die Produktion der Stammzellen und ihren Übertritt aus dem Knochenmark in den Blutkreislauf. Sie werden über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt werde. Die Entnahme ist einer Blutspende ähnlich und bedarf keiner Narkose.

Als Spender kommen vor allem Geschwister in Frage (Familienspender-Transplantation). Wenn kein passender Familienspender gefunden wird, beginnt mit Hilfe der wachsenden nationalen und internationalen Registern für Knochenmarkspender die Suche nach einem Fremdspender(Fremdspender-Transplantation). Die Chance, einen passenden Fremdspender zu finden, beträgt mehr als 80%.

Autologe Stammzelltransplantation

Wenn kein Familien- und kein Fremdspender gefunden wird, können auch die eigenen Stammzellen des Patienten entnommen und (ggf. nach einer Aufreinigung zur Beseitigung von leukämischen Restzellen) sofort oder nach Jahren für eine Stammzelltransplantation verwendet werden. Die Entnahme erfolgt meist aus dem Blut und in einigen Fällen auch durch Knochenmarkpunktion.

 

10. Wie läuft eine Chemotherapie ab?
Üblicherweise werden die Chemotherapeutika über eine Infusion durch die Vene oder als Spritze verabreicht, einige Medikamente stehen allerdings auch in Tablettenform zur Verfügung.

Zentrale Venenzugänge

Um die Zytostatika leichter verabreichen zu können und immer neue Blutgefäßpunktionen zu vermeiden, besteht die Möglichkeit, einen dünnen Schlauch in eine Vene unter dem Schlüsselbein einzupflanzen (Hickman-Katheter). Eintrittsstelle in die Vene und Austrittsstelle aus der Haut sind dabei weitmöglichst voneinander entfernt, um das Infektionsrisiko zu senken. Dieser Katheter wird in örtlicher oder kurzer Allgemeinnarkose eingesetzt. Der Katheter muss täglich sorgfältig gepflegt werden. Über ihn können Medikamente gegeben, Blut entnommen und - wenn nötig - auch eine künstliche Ernährung verabreicht werden.

Die Chemotherapie wird in mehreren Zyklen durchgeführt. Länge und Anzahl der Zyklen sind unterschiedlich und hängen davon ab, nach welchem Therapieprotokoll die Chemotherapie durchgeführt wird.

Induktionstherapie

Der ersten beiden Zyklen werden als Induktionstherapie bezeichnet. Die Induktionstherapie ist eine intensive Therapiephase, in der es darum geht, die lebensbedrohliche Erkrankung unter Kontrolle zu bringen; sie wird meist im Krankenhaus durchgeführt. Durch die Induktionstherapie soll die Zahl der Leukämiezellen so stark wie möglich vermindert werden, um eine Erholung der normalen Blutbildung zu ermöglichen und befallene Organe von Leukämiezellen zu befreien.
Am Ende der Induktionstherapie und auch bei Zwischenuntersuchungen wird das Ergebnis beurteilt. Dazu werden Knochenmarkpunktionen und andere Kontrolluntersuchungen durchgeführt. Ziel ist es, eine komplette Remission zu erreichen, was bedeutet, daß keine Leukämiezellen mehr nachweisbar sind und die normale Blutbildung vollständig wiederhergestellt ist. Wenn nur eine deutliche Reduzierung der Leukämiezellen erreicht wurde, diese aber noch nachweisbar sind, spricht man von einer Teilremission (partielle Remission).
Auch wenn nach der Induktionstherapie mikroskopisch keine Leukämiezellen mehr nachweisbar sind, ist aus Studien bekannt, daß diese in geringer Zahl noch vorhanden sind und der Ausgangspunkt für Rückfälle sein können.

Konsolidierungstherapie

Die Konsolidierungstherapie dient einer weiteren Reduzierung der noch vorhandenen Leukämiezellen. Sie setzt sich meist aus zwei oder drei Chemotherapiephasen mit wechselnden Kombinationen von Zytostatika zusammen, die teilweise ambulant durchgeführt werden können.


11. Welche Nebenwirkungen hat die Chemotherapie?
Leider greifen die Zytostatika nicht nur die Leukämiezellen an, sondern wirken auch auf gesunde Zellen des Körpers. Sie treffen besonders Zellen, die sich stark vermehren. Das sind neben den Leukämiezellen Zellen des Magen-Darm-Traktes, der Haare und der normalen Blutbildung. Die häufigsten Nebenwirkungen treten daher in diesen Bereichen auf. Dazu gehören Übelkeit, Erbrechen, Entzündungen der Mund- und Darmschleimhaut, Reizung der Blase und Haarausfall. Die Nebenwirkungen am Magen-Darm-Trakt treten oft in unmittelbarem Zusammenhang mit der Chemotherapie auf. Der Haarausfall bildet sich nach etwa 3-6 Monaten meist vollständig zurück. Die Chemotherapie führt zunächst zu einer Verschlechterung der Blutwerte, die durch die Leukämie ohnehin schon beeinträchtigt sind. Erst wenn die Zahl der Leukämiezellen im Knochenmark vermindert ist, kann die normale Blutbildung wieder einsetzen. Unter Chemotherapie kann es daher zu Blutarmut (Anämie) oder Verminderung der Blutplättchen (Thrombopenie) kommen. Durch die Thrombopenie erhöht sich das Blutungsrisiko. Anämie und Thrombopenie können durch Gabe von Blutkonserven bekämpft werden. Der Mangel an weißen Blutkörperchen, v.a. Granulozyten erhöht das Risiko von Infektionen, die u.U. lebensbedrohlich sein können. Mit Hilfe von Wachstumsfaktoren versucht man die Bildung von Granulozyten anzuregen. Gleichzeitig werden Antibiotika sowie Medikamente gegen Pilze eingesetzt, um Infektionen vorzubeugen oder diese zu bekämpfen. In intensiven Therapiephasen werden Patienten z.T. auch in speziellen Isolierzimmern mit Luftfilterung behandelt, um die Zahl der Infektionserreger in der Umgebung so gering wie möglich zu halten. Strahlentherapie und Stammzelltransplantation führen ebenfalls zu spezifischen Nebenwirkungen, die hier im Einzelnen nicht aufgelistet werden können.


12. Was wird getan um Nebenwirkungen vorzubeugen oder diese zu bekämpfen ?
Um den Folgen der Leukämie und der Chemotherapie vorzubeugen oder diese zu behandeln, gibt es unterstützende (supportive) Therapien. Dazu gehören die Gabe von:

* Antibiotika und Medikamenten gegen Pilzinfektionen
* Blutkonserven (Erythrozyten oder Thrombozyten) bei Blutarmut und Blutungsneigung
* Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen während der Chemotherapie
* Mundspülungen zur Vorbeugung von Schleimhautschäden

Wichtig ist auch eine umfassende Aufklärung des Patienten über Verhaltensregeln z.B. im Hinblick auf Körperhygiene (einschließlich Mundpflege) und Ernährung. Es ist wichtig, als Patient selbst auf Infektionszeichen wie Fieber, Schüttelfrost, Husten oder Durchfall achten und seine Beobachtungen dem medizinischen Personal mitzuteilen.


13. Was ist bei der Entscheidung über die Therapie zu berücksichtigen?
Die Behandlung einer AML sollte nach Möglichkeit in einer Klinik durchgeführt werden, die über Erfahrung in der Behandlung von Leukämien - speziell der AML - verfügt. Die Klinik muss Zugang zum neuesten Stand der Forschung haben und notwendige Spezialuntersuchungen durchführen können. Wegen der langwierigen Behandlung ist es andererseits hilfreich, wenn der Patient in Heimatnähe behandelt werden kann. Auch die Ausstattung der jeweiligen Station und der Zimmer ist von Bedeutung, wenn längere Krankenhausaufenthalte anstehen.
Meist muss mit der Therapie begonnen werden, sobald die Diagnose einer AML gestellt wurde. Wenn die Ergebnisse aller Spezialuntersuchungen vorliegen, kann die Therapie genauer geplant werden und es ergeben sich erste Hinweise auf die Heilungschancen. Dabei werden die Merkmale der Leukämiezellen (Risikofaktoren), das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten berücksichtigt.
Da die Behandlung langwierig und belastend ist, sollten sich Patienten und deren Angehörige umfassend über den geplanten Ablauf informieren. Der behandelnde Arzt wird ausführlich mit dem Patienten sprechen und ihm alle Behandlungsmöglichkeiten erläutern. Unbehandelt verläuft die AML innerhalb kurzer Zeit tödlich. Die meisten Patienten
werden im Rahmen von Therapiestudien behandelt. Ziel der Therapiestudien ist, die Behandlung der AML zu verbessern, da die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft berücksichtigt werden. Weitere Informationen über Therapiestudien finden sich auf der Homepage des Kompetenznetzwerks für akute und chronische Leukämien (www.kompetenznetz-leukaemie.de). In Deutschland beteiligen sich zahlreiche Kliniken im ganzen Land an Studien der deutschen AML-Studiengruppe.


14. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einem Rückfall der AML ?
Bei einem Rückfall der AML wird zunächst erneut eine Chemotherapie durchgeführt. Bei späten Rückfällen (einige Monate bis Jahre) kann die Induktionstherapie wiederholt werden, um erneut eine komplette Remission zu erreichen. Bei frühen Rückfällen (einige Wochen) oder wenn die Erkrankung nicht auf die Therapie anspricht, werden verschiedene Möglichkeiten z.B. mit neuen Medikamenten im Rahmen von Therapiestudien erforscht. Hier ist es wichtig, daß die behandelnden Ärzte über alle aktuell verfügbaren Therapiemöglichkeiten informiert sind. Ziel ist es, eine komplette Remission zu erreichen. Häufig wird dann, wenn Alter und Allgemeinzustand es erlauben und ein Spender gefunden werden kann, eine Stammzelltransplantation durchgeführt.


15. Wie geht es weiter, wenn die Therapie beendet ist ?
Die Zahl der Heilungen hat bei der AML der Kinder und auch der Erwachsenen in den vergangenen Jahrzehnten ständig zugenommen. Nach dem Ende der Therapie und häufig schon unter Therapie kann der Patient sein normales Leben wieder aufnehmen. Regelmäßige Nachuntersuchungen sind allerdings erforderlich. Sie umfassen eine allgemeine körperliche Untersuchung sowie Kontrollen von Blut und Knochenmark. Dabei geht es darum, Anzeichen für einen Rückfall oder Spätfolgen der Therapie frühzeitig zu entdecken. Mit zunehmendem Abstand von der Diagnose und dem Therapieende verlängern sich dann die Intervalle zwischen den Untersuchungen.


16. Gibt es Spätfolgen nach Ende der Therapie?
Eine Chemo- oder Strahlentherapie kann Leben retten und Patienten mit einer AML hätten ohne sie kaum eine Überlebenschance. Effektive Medikamente haben häufig auch unerwünschte Nebenwirkungen, und so können durch diese Medikamente auch Spätfolgen verursacht werden.
Als Patient muss man daher verstehen, dass bei einer Behandlung immer das Risiko gegen den Nutzen abgewogen werden muss. Durch intensive Forschung ist es gelungen, viele Nebenwirkungen auf ein Minimum zu reduzieren und so die Lebensqualität der Patienten langfristig zu verbessern.

Andere Tumoren/Zweitkrebs

Patienten, die eine Leukämie oder ein Lymphom, das mit Chemo- bzw. Radiotherapie behandelt wurde, überstanden haben, haben ein erhöhtes Risiko, später an einer anderen Krebsform zu erkranken.

Herzmuskelschwäche

Ein Herzmuskelschaden kann nach einer hochdosierten Therapie mit Zytostatika (z.B. Doxorubicin, Daunorubicin, Idarubicin) auftreten. Auch Cyclophosphamid ist dafür bekannt, dass es Herzmuskelzellen schädigen kann

Schädigung der Fruchtbarkeit

Die meisten Medikamente der Leukämietherapie schädigen Spermien und Eizellen. Zytostatika könnten sich auch schädlich auf ein ungeborenes Kind im Mutterleib auswirken. Aus diesem Grund soll während und nach der Chemotherapie eine sichere Methode zur Schwangerschaftsverhütung eingesetzt werden. Bei männlichen Patienten mit Kinderwunsch besteht vor Therapiebeginn die Möglichkeit, Spermien zu sammeln und einzufrieren. Der behandelnde Arzt sollte zu den vor Ort verfügbaren Möglichkeiten befragt werden. Allerdings lässt die Notwendigkeit eines raschen Therapiebeginns häufig keine Zeit dafür und andererseits erlangen Patienten, die eine reine Chemotherapie ohne Stammzelltransplantation durchlaufen, häufig ihre Fruchtbarkeit wieder.


17. Was ist von alternativen Therapien und Naturheilverfahren zu halten?
Immer wieder wird in den Medien von sogenannten "Wundermitteln" gegen Krebs oder alternativen Heilmethoden berichtet. Damit werden bei Krebs-Patienten zu Unrecht Hoffnungen geweckt. Es besteht kein Zweifel, dass die derzeitig verfügbaren Therapien (Chemotherapie mit verschiedenen, wirksamen Zytostatika bzw. die Stammzelltransplantation) dazu geführt haben, dass viele Leukämie-Patienten geheilt werden konnten. Betroffene haben jedoch oft den Wunsch, selbst etwas zu ihrer Genesung beizutragen und nichts unversucht zu lassen.
Aus Sicht der Wissenschaft ist zu sagen, dass die meisten alternativen Heilmethoden einen Beweis ihrer Wirksamkeit schuldig bleiben, da keine wissenschaftlich aussagekräftigen Untersuchungen durchgeführt wurden. Es gibt also keinerlei Daten, die belegen, daß diese Maßnahmen erfolgversprechend sind. Auch schädliche Effekte können nicht ausgeschlossen werden.
Trotzdem empfinden Patienten die Inanspruchnahme unkonventioneller Heilmethoden immer wieder als hilfreich. Dabei scheint der Glauben an Heilung eine große Rolle zu spielen. Wenn Patienten also den Wunsch äußern, eine solche Therapie in Anspruch zu nehmen, so kommt es darauf an, dass der eventuelle Nutzen des Verfahrens die damit verbundenen Risiken und Belastungen aufwiegt und im Idealfall sogar überschreitet.


18. Leben mit AML - was kann man selber tun?
Um den Erfolg der Therapie zu unterstützen ist es in ersten Linie wichtig, die verordneten Therapie-Regeln einzuhalten um gemeinsam mit Ärzten und Pflegepersonal das Ziel - eine vollständige Heilung - zu erreichen.
Um die belastende Therapie durchzustehen, ist ein gesunder Lebensstil eine gute Grundlage. Gesunde Ernährung, körperliche Bewegung, soweit es die Umstände zulassen auch seelische Unterstützung im Gespräch mit der Familie, Freunden, Selbsthilfegruppen oder Psychologen sind wichtig und hilfreich.
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19. Wo kann man Unterstützung bekommen ?

Da die Krankheit rasch beginnt und schwer verläuft, muss schnell mit der Therapie begonnen werden. AML-Patienten müssen sich häufig in kurzer Zeit mit der ernsten Diagnose auseinandersetzen, Entscheidungen über die Therapie fällen und auch private Angelegenheiten regeln. Das stellt eine große Belastung für Patienten und Angehörige dar. Die behandelnden Ärzte, das Pflegepersonal, psychosoziale Beratungsstellen, Klinikpsychologen oder Selbsthilfegruppen können dabei Unterstützung geben. Für viele Patienten ist es hilfreich, sich über die Erkrankung und die Heilungschancen genau zu informieren. Ärzte und Pflegepersonal haben Erfahrung im Umgang mit der schwierigen Situation von Leukämiepatienten und stehen für Fragen und Gespräche zur Verfügung.