Jagd auf Achillesferse von leukämischen Zellen

 

Auf der Jagd nach der Achillesferse von Leukämie-Zellen ist der Forschergruppe um die Wiener Pharmakologin Veronika Sexl von der Medizinischen Universität Wien ein entscheidender Durchbruch gelungen.

Die Wissenschaftler konnten einen zentralen neuralgischen Punkt in Leukämiezellen identifizieren. Es handelt sich um ein Zielmolekül - den Transkriptionsfaktor Stat5 - dessen Ausschalten zum Verschwinden der leukämischen Zellen führte. "Die ersten Versuche an transgenen Mäusen sind sehr erfolgversprechend verlaufen", so Sexl im pressetext-Interview.

"Eine Eigenheit der Tumorzellen ist, dass diese sich schneller teilen und dadurch auch unkontrollierter wachsen als etwa normale Körperzellen", erklärt Sexl. Neben den bisher verwendeten konventionellen Chemotherapien, bei denen in Kauf genommen wird, dass auch gesunde Zellen geschädigt werden, gibt es bereits neue Ansätze so genannter Antikörper-basierter Krebstherapien, die gezielt Tumorzellen erkennen und dann abtöten. Eine andere Möglichkeit, den Krebszellen zu Leibe zu rücken, ist, Signalwege im Zellinneren zu blockieren.

"Unsere Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit solchen intrazellulären Signalwegen in Krebszellen. Dabei suchen wir nach entscheidenden Knotenpunkten, um allfällige Schwachstellen in der Signalübertragung auszumachen", erklärt die Wissenschaftlerin.

"In Zukunft sollen nämlich neue Angriffspunkte für Medikamente gefunden werden, die in die Signalwege der Krebszellen eingreifen und diese blockieren und dann zum Tod der Tumorzellen führen." Dieses Unterfangen sei allerdings nicht einfach, denn es müsse sichergestellt werden, dass dabei gesunde Zellen möglichst nicht zu Schaden kommen und die Nebenwirkungen so gering wie möglich bleiben. Als Modell benützt die Arbeitsgruppe Bcr/abl-induzierte Leukämien. Jener neuralgische Punkt, den das Forscherteam bereits identifizieren konnte, ist der Transkriptionsfaktor Stat5. Transkriptionsfaktoren binden an die DNA und steuern die Gentranskription. Sie bestimmen, welche Gene aktiv sind und welche nicht.

"Stat5 kommt bei den leukämischen Zellen eine Schlüsselfunktion zu, denn es steuert die Transkription jener Gene, die für das Überleben der Krebszelle essentiell sind. " Dieser Transkriptionsfaktor ist auch in den leukämischen Stammzellen wichtig", erklärt die Forscherin. "Die leukämischen Stammzellen sind eine Untergruppe der Tumorzellen, die die Erkrankung verursachen und erhalten", so Sexl. "Die leukämischen Stammzellen sind die eigentliche Herausforderung jeder Therapie." Ohne deren Beseitigung gebe es keine Heilung. "Es handelt sich um eine kleine Zellpopulation, die die Leukämie aufrechterhält und die als besonders Therapie-resistent gilt. Ein Patient kann aber nur geheilt werden, wenn die leukämischen Stammzellen abgetötet sind", erklärt Sexl. "Das interessante in diesem Fall ist, dass wir zeigen konnten, dass auch die leukämischen Stammzellen auf Stat5 angewiesen sind."

"Daraus ergibt sich die Frage, ob es möglich und sinnvoll ist, Stat5 zu blockieren, um den Patienten zu helfen und ob es sich bei Stat5 um ein geeignetes therapeutisches Zielmolekül handelt", so Sexl. Im Mausversuch habe sich schließlich gezeigt, dass man Stat5 reduzieren und dadurch die Leukämie beseitigen kann. "Wir konnten zudem auch keine großen Beeinträchtigungen an den Tieren feststellen", bestätigt die Pharmakologin abschließend.

Wolfgang Weitlaner | Quelle: pressetext.austria
Weitere Informationen: www.meduniwien.ac.at